Morbus Crohn Diagnose & Therapie​

Arzt und Patient

Was versteht man unter Morbus Crohn?

Morbus Crohn zählt zu den chronisch entzündlichen Erkrankungen des Darmes, häufig abgekürzt mit CED oder IBD aus der englischen Bezeichnung (inflammatory bowel disease). Eine ähnliche Erkrankung ist Colitis ulcerosa, bei der nur der Dickdarm betroffen ist, während bei Morbus Crohn alle Abschnitte des Verdauungstraktes vom Mundraum bis zum After befallen sein können. Beide Darmerkrankungen können in jedem Alter auftreten, vom Kindesalter bis ins hohe Erwachsenenalter.

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Sowohl Morbus Crohn als auch Colitis ulcerosa verlaufen in Schüben. Das bedeutet, es gibt Phasen ohne Beschwerden (Remission) und Phasen mit Entzündungen (Akutphase). Manchmal kann die Entzündung auch dauerhaft aktiv sein und es können sich zusätzlich weitere entzündlichen Geschehen außerhalb des Verdauungstraktes entwickeln (an Gelenken, Haut, Augen). Bei den Ursachen geht man wie bei vielen anderen chronischen Erkrankungen von einem Zusammenspiel von vielen Faktoren aus. Vererbung, Umwelt-/Ernährungseinflüsse und Störungen der bakteriellen Darmflora spielen dabei eine wichtige Rolle. Charakteristisch für beide Erkrankungen ist, dass das Immunsystem überreagiert und die eigene Darmschleimhaut angreift. Die Beschwerden sind vielseitig: (blutige) Durchfälle, Bauchschmerzen, Gewichtsabnahme, allgemeines Krankheitsgefühl und Fieber.

Wie viele Menschen sind von Morbus Crohn betroffen?​

Weltweit leben derzeit ca. 6–8 Millionen Menschen mit einer diagnostizierten chronisch entzündlichen Darmerkrankung1, wobei Morbus Crohn seltener als Colitis ulcerosa vorkommt. Die Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung berichtet, dass in Deutschland mittlerweile ca. 600.000 Menschen von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen betroffen sind.2

kind mit morbus crohn

Wie wird Morbus Crohn diagnostiziert?

​Die Diagnose eines Morbus Crohn muss von einem Arzt:in gestellt werden. Dabei werden viele Faktoren betrachtet: das gesamte Erscheinungsbild, der Krankheitsverlauf sowie eine Kombination aus endoskopischen, histologischen, bildgebenden und laborchemischen Methoden 3. Selbstverständlich gehört auch eine ausführliche Anamnese dazu. Bei Kindern und Jugendlichen wird zusätzlich die Entwicklung von Gewicht, Länge und das Pubertätsstadium bei Erstdiagnose und regelmäßig im Krankheitsverlauf erfasst.

Welche Komplikationen sind häufig bei Morbus Crohn?

​Neben der schlechten Aufnahme von Nährstoffen und einem daraus resultierenden Nährstoffmangel können weitere Komplikationen auftreten, wie Fistelbildung, Abszesse, Verengungen und Darmverschluss. Auch das Risiko, dass sich aufgrund der langjährigen Entzündungen Tumore im Dünn- und Dickdarm bilden, ist erhöht.


DIE Therapie gibt es leider nicht für Patient:innen mit Morbus Crohn. Es muss individuell festgelegt werden, wie die entzündliche Aktivität am besten unter Kontrolle zu bringen ist. ​

Ziel der Behandlung von Morbus Crohn muss auch sein, dass Sie sich besser fühlen und die Lebensqualität verbessert wird. Dies wird durch verschiedene Maßnahmen erreicht, vor allem durch Medikamente und eine angepasste Ernährung. Ziel ist es, Phasen ohne Beschwerden zu erreichen und diese so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. ​

Die Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen muss sich an Ihrer individuellen Situation orientieren. Da die Erkrankung meistens das gesamte Leben begleitet, ist es wichtig, Wünsche und Lebensumstände wie Ausbildung, Beruf, Familienplanung und Begleiterkrankungen in der Beratung und Therapiewahl miteinzubeziehen, damit Sie ein möglichst normales Leben führen können.

Es steht eine Vielzahl an Medikamenten zur Verfügung, die bei einem milden Verlauf nur vorübergehend während des Krankheitsschubs, aber in vielen Fällen auch über Jahre eingesetzt werden müssen. Die Liste der möglichen Arzneimittel wächst kontinuierlich weiter und es stellt eine große Herausforderung dar, patientengerecht die richtige Therapie auszuwählen. Daher ist es wichtig, dass Patient:innen mit Morbus Crohn einen Arzt oder Ärztin aufsuchen, um sicherstellen, dass sie das passende Medikament und die bestmögliche Behandlung erhalten. Bei der konventionellen medikamentösen Therapie greift man auf Aminosalicylate (Sulfasalazin, 5-Aminosalicylsäure Mesalazin), Steroide sowie Azathioprin, Mercaptopurin oder Methotrexat zurück. Neu hinzu kamen in den letzten Jahren verschiedene Biologika (z.B. Infliximab, Adalimumab, Vedolizumab, Ustekinumab) und die sogenannten Januskinase-Inhibitoren (Tofacitinib, Filgotinib). ​

Auch wenn unter dem Einsatz von Medikamenten eine Ruhephase erreicht werden konnte, kann es immer wieder zu einem Rückfall kommen. Mindestens 30% der Patient:innen erleiden innerhalb des ersten Jahres und weitere 40% innerhalb von 2 Jahren ein Rezidiv.4 Berichtet werden Wirksamkeitsverluste sowohl unter Steroiden (Cortison) als auch unter der Gabe von Antikörpern.5. Der Wirksamkeitsverlust kann durch weitere Begleitumstände wie Übergewicht noch verstärkt werden.3

Die richtige Ernährung spielt bei Morbus Crohn eine bedeutende Rolle. Diätetische Maßnahmen sowie Lebensstiländerungen sollten neben den medikamentösen Maßnahmen einfließen, begleitet von psychologischer Unterstützung. Bei Kindern und Jugendlichen empfehlen alle relevanten Fachgesellschaften, dass zum Erreichen der Ruhephase bei Morbus Crohn primär eine exklusive enterale Ernährungstherapie, das heißt, die ausschließliche Ernährung mit Trink- oder Sondennahrung über 6-8 Wochen, statt einer Therapie mit Steroiden durchgeführt werden sollte. Bei Erwachsenen ist, insbesondere bei ausgeprägtem Befall mit Fisteln und Stenosen, ein positiver Therapieeffekt durch die exklusive Ernährung mit einer Formulanahrung beschrieben. ​

Eine EEN ist jedoch nicht immer einfach durchzuführen und oftmals kann es nach Wiedereinführung einer normalen Ernährung zu einem Wiederauftreten von Entzündungen und gastrointestinalen Symptomen kommen. Als Alternative zur EEN wurde daher eine Ernährungstherapie entwickelt, die neben der Gabe einer Trinknahrung auch eine spezielle Diät auf Basis natürlicher Lebensmittel (CDED [Crohn´s Disease Exclusion Diet])vorsieht. Bei pädiatrischen Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Morbus Crohn zeigte sich unter dieser Ernährungsform eine vergleichbare Wirksamkeit im Hinblick auf den Rückgang der Entzündungsaktivität bei gleichzeitig besserer Toleranz und längerem Aufrechterhalten der Remission. Es liegen auch Hinweise vor, dass damit auch ein verbessertes Ansprechen nach vorherigem Therapieversagen auf Biologika ermöglicht werden kann. ​

Die richtige Ernährung spielt bei Morbus Crohn eine bedeutende Rolle. Diätetische Maßnahmen sowie Lebensstiländerungen sollten neben den medikamentösen Maßnahmen einfließen, begleitet von psychologischer Unterstützung. Bei Kindern und Jugendlichen empfehlen alle relevanten Fachgesellschaften, dass zum Erreichen der Ruhephase bei Morbus Crohn primär eine exklusive enterale Ernährungstherapie, das heißt, die ausschließliche Ernährung mit Trink- oder Sondennahrung über 6-8 Wochen, statt einer Therapie mit Steroiden durchgeführt werden sollte. Bei Erwachsenen ist, insbesondere bei ausgeprägtem Befall mit Fisteln und Stenosen, ein positiver Therapieeffekt durch die exklusive Ernährung mit einer Formulanahrung beschrieben. ​

Eine EEN ist jedoch nicht immer einfach durchzuführen und oftmals kann es nach Wiedereinführung einer normalen Ernährung zu einem Wiederauftreten von Entzündungen und gastrointestinalen Symptomen kommen. Als Alternative zur EEN wurde daher eine Ernährungstherapie entwickelt, die neben der Gabe einer Trinknahrung auch eine spezielle Diät auf Basis natürlicher Lebensmittel (CDED [Crohn´s Disease Exclusion Diet])vorsieht. Bei pädiatrischen Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Morbus Crohn zeigte sich unter dieser Ernährungsform eine vergleichbare Wirksamkeit im Hinblick auf den Rückgang der Entzündungsaktivität bei gleichzeitig besserer Toleranz und längerem Aufrechterhalten der Remission. Es liegen auch Hinweise vor, dass damit auch ein verbessertes Ansprechen nach vorherigem Therapieversagen auf Biologika ermöglicht werden kann. ​

Sonstige begleitende Maßnahmen​

Oberstes Ziel ist es bei Morbus Crohn, die Entzündung zu stoppen und Beschwerden wie Durchfall und Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Um dies zu erreichen, können begleitend auch andere Maßnahmen, wie Stress-Management und psychologische Unterstützung können den Krankheitsverlauf von Morbus Crohn positiv beeinflussen. Wichtig ist, stets am Ball zu bleiben, nicht aufzugeben, wenn es mal nicht so gut läuft und sich immer wieder über neue Methoden zu informieren. Verbinden Sie sich mit anderen Betroffenen über Plattformen im Internet oder vor Ort über Selbsthilfegruppen. Austauschen, informieren, sich gegenseitig Mut machen, stärkt Ihr Selbstbewusstsein und hilft Ihnen, mit Morbus Crohn besser leben zu können. ​

Weiterführende Informationen ​

Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten DGVS

CED-Ambulanzen, v.a. an großen Universitätskliniken ​

Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung DCVV e.V.

Morbus-Crohn-Netzwerk Leben mit CED


  1. Jairath V et al. Lancet Gastroenterol Hepatol 5 (1) 2020: 2-3 ​
  2. https://www.dccv.de/aktuelles/nachricht/neue-zahlen-ca-600000-ced-betroffene-in-deutschland/, abgerufen am 07.01.2025
  3. A. Sturm u. a., „Aktualisierte S3-Leitlinie ‚Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn‘ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) (Version 4.1) – living guideline: März 2024 – AWMF-Registernummer: 021-004“, Z. Für Gastroenterol., Bd. 62, Nr. 08, S. 1229–1318, Aug. 2024, doi: 10.1055/a-2309-6123.
  4. K. Herrlinger und E. F. Stange, „Inflammatory bowel disease - therapy“, DMW - Dtsch. Med. Wochenschr., Bd. 129, Nr. 42, S. 2246–2250, Okt. 2004, doi: 10.1055/s-2004-831872.
  5. S. Ben-Horin und Y. Chowers, „Review article: loss of response to anti-TNF treatments in Crohn’s disease“, Aliment. Pharmacol. Ther., Bd. 33, Nr. 9, S. 987–995, Mai 2011, doi: 10.1111/j.1365-2036.2011.04612.x. ​

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