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Im privaten Bereich sollten erste Anzeichen einer Fehl- und
Mangelernährung genau beobachtet
und mit dem/der behandelnden Arzt/Ärztin geeignete Behandlungsoptionen abgestimmt werden. Pflegende
Angehörige können durch eine fachbezogene Beratung für dieses Thema sensibilisiert und in der Betreuung
unterstützt werden. In der Klinik liegt der Grundstein zunächst in der genauen Erfassung des
Ernährungszustandes und der Ermittlung des Nährstoffbedarfs unter Berücksichtigung der Grunderkrankung. Ein
Ernährungs-Screening sollte bereits
bei der stationären Aufnahme erfolgen und während des Klinikaufenthaltes
wiederholt werden.
Bei Auffälligkeiten oder Risikopatient:innen schließen sich ein umfassendes Ernährungs-Assessment
und die
Erstellung eines Ernährungsplanes an. Die Einschätzung eines interdisziplinären Teams,
bestehend aus
Ärzt:innen- und Pflegefachkräft:innen, Apotheker:innen, Ernährungsberater:innen sowie Diätassistent:innen,
ist wünschenswert. Zu den Messwerten im Rahmen des Ernährungs-Assessments zählen
unter anderem die
Energiebilanz, spezifische Blutwerte und die Körperzusammensetzung der Patient:innen.
Auswahl und Anreicherung der Kost
Ist die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme uneingeschränkt möglich,
so wird zunächst das
Angebot erhöht. Dabei werden Ernährungsgewohnheiten und bevorzugte Lebensmittel beachtet. Auch eine ruhige
und entspannte Atmosphäre kann dazu beitragen, die Nahrungsaufnahme positiv zu beeinflussen. Bei
Patient: innen mit Übelkeit kann es hilfreich sein, starke Küchengerüche nach
Möglichkeit zu vermeiden. Kann
der Bedarf in dieser Form nicht gedeckt werden, steht die Anreicherung der normalen
Kost im Fokus.
Ist eine Gewichtszunahme erwünscht, so eignen sich Lebensmittel mit einer hohen
Energiedichte zur
Anreicherung. Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate liefern dem Körper Energie und finden sich in Lebensmitteln,
wie beispielsweise Sahne, Speisequark (Vollfettstufe), Eiern, Kidneybohnen, Butter oder Pflanzenöl.
Stufen der Ernährungstherapie
- Erste Stufe: Anreicherung der Normalkost
- Zweite Stufe: Trinknahrung als Ergänzung der Normalkost oder zur kompletten Bedarfsdeckung
- Dritte Stufe: Sondenernährung zur enteralen Ernährung
- Vierte Stufe: parenterale Ernährung
Das sind reichhaltige Energie- und Nährstoffquellen
- Energie: Sahne, Butter, Creme fraiche
- Eiweiß: Mageres Fleisch, Fisch wie Lachs und Heilbutt, Speisequark, Eier, Hülsenfrüchte
- Kalium: Kartoffeln, Broccoli, Blumenkohl, Spinat, Möhren, Bananen, Äpfel, Avocados, Aprikosen, Honigmelonen
- Calcium: Milch, Joghurt, Vollkornbrot, Broccoli, Käse, calciumreiches Mineralwasser
- Vitamin K: Gemüse, Eigelb, Käse, Leber
- Vitamin D: Margarine, Milchprodukte, Eigelb, Kalbfleisch, Fettfische
- Magnesium: Vollkornreis und -nudeln, Mandeln, Walnüsse, Hülsenfrüchte, Sonnenblumenkerne, Kakao, Himbeeren, Bananen, Kiwis, Spinat, Mais, Mineralwasser Natrium: Schwarze Oliven, dunkelgrünes Blattgemüse, Salz, Sojasoße, Salami, Käse, Schinken
Vollbilanzierte Diät mittels Trinknahrung
Vollbilanzierte Diäten sind aufgrund ihrer Zusammensetzung und empfohlenen Tageszufuhrmenge als alleinige Nahrungsquelle geeignet. Diese kommen zum Einsatz, wenn andere Maßnahmen zur Bekämpfung der Mangelernährung nicht greifen oder eine Erkrankung die feste Nahrungsaufnahme merklich erschwert. Um Patient:innen gerecht zu werden, ist es wichtig, dass eine breite Palette an Geschmacksrichtungen, Nährstoffzusammensetzungen und unterschiedlichen Konsistenzen zur Verfügung steht.
Bei der enteralen Ernährung erfolgt die Nahrungsaufnahme direkt über den Magen-Darm-Trakt unter Umgehung des Mund- und Rachenraums unter Verwendung einer Sondennahrung. Die enterale Ernährungsform kann bei Entzündungen und/oder Erkrankungen des oberen GITs sowie bei Schluckstörungen erforderlich werden.
Muss nicht nur der Mund- und Rachenraum, sondern der gesamte Magen-Darm-Trakt zur Nahrungsaufnahme umgangen werden, wird die parenterale Ernährung angewandt. Diese Ernährungsform wird eingesetzt, wenn eine eigenständige Nahrungsaufnahme und/oder Verwertung dieser nicht möglich ist oder der Verdauungstrakt geschont werden muss. Das kann unter anderem, bei Stoffwechselstörungen, schweren Verletzungen oder Tumorerkrankungen der Fall sein. Um einer Mangelernährung vorzubeugen oder diese entsprechend zu behandeln, können sie in Abhängigkeit von Ursache und Schwere der Unterernährung auch kombiniert erfolgen.
Verhaltenstipps, wenn eine ausgewogene Ernährung erschwert ist
- Nicht auf die Schnelle essen, sondern Zeit nehmen für die Mahlzeiten.
- Wenn es am Appetit mangelt oder das Schlucken schwerfällt, ist es hilfreich, viele kleine Portionen über den Tag zu verteilen.
- Ein Spaziergang an der frischen Luft vor dem Essen regt den Appetit an.
- Wenn Schmerzen beim Kauen auftreten, sollten die Zähne bzw. die Zahnprothese überprüft werden.
- Medizinische Hilfsmittel wie Besteck mit verstärkten Griffen für Menschen mit eingeschränkter Feinmotorik, können beim Essen unterstützen.
- Wenn das Einkaufen schwerfällt, kann der Lieferservice, den viele Supermärkte anbieten, eine gute Alternative sein.
- Im Rahmen einer Ernährungsberatung können realistische Ernährungsstrategien entwickelt werden. Ggf. kommen Trinknahrungen in Betracht, um die Ernährung zu ergänzen oder zu ersetzen.
- Nehmen Sie wenn möglich eine aufrechte Sitzposition ein Achten Sie auf eine gute Mundpflege
Die Verwendung einer medizinischen Trinknahrung ist in vielen Fällen verordnungsfähig.
Weitere Informationen zur Mangelernährung
Symptome
Anzeichen und Symptome einer Mangelernährung sollten rechtzeitig erkannt und eine angepasste Ernährungstherapie eingeleitet werden.
Ursachen
Die Ursachen und Risikofaktoren einer Mangelernährung sind vielfältig. Es besteht die Möglichkeit, dass die zugeführten Nährstoffe nicht richtig aufgenommen, verdaut oder verwertet werden können.
Diagnose
Zur Diagnose einer Mangelernährung werden neben der Einschätzung des Ernährungszustandes vor allem Screening-Verfahren wie der Mangelernährung-Risiko-Test (MNA®) verwendet.